Psychologe oder Lebensberater – eine (befangene) Entscheidungshilfe

Oft finden Klienten zu mir, die meine Beratung im Anschluss oder als Alternative zu bisher erlebten psychotherapeutischen Sitzungen nutzen. Dabei werden immer wieder Vergleiche zwischen den Sitzungen beim Psychologen und meiner Arbeit möglich. Klar ist herauszustellen, dass Lebensberatung selbstwärts nicht der Arbeit eines Psychologen entspricht, gleichwohl die Ziele sicher vergleichbar sind. Da auch ich entwicklungs- und sinnorientiert mit Klienten arbeite, erscheint es mir wichtig, die Unterschiede darzustellen, die sich in der Arbeit eines Psychologen oder Psychotherapeuten im Vergleich mit der Lebensberatung selbstwärts zeigen. Sie können diese Seite für Ihre Entscheidung nutzen, welche Form der Unterstützung für Sie zu welcher Zeit die passende ist.

Diese Gegenüberstellung stellt ausdrücklich keinerlei Bewertung beider Arbeitsweisen dar. Wenn die Basis der Arbeit der Wille ist, für den Hilfesuchenden das Beste zu tun, nach bestem Wissen und Gewissen, dann können sowohl Psychologen als auch Lebensberater die richtige Wahl sein – je nachdem, welcher Art von Begleitung sich der Klient im Speziellen anvertrauen möchte.

Diagnose vs. individuelle (Selbst-) Einschätzung

Selbst wenn ich dazu berechtigt wäre, würde ich nur in Ausnahmefällen Diagnosen stellen. Sie manifestieren im Selbstverständnis des Klienten einen Zustand der Erkrankung, selbst wenn dieser nicht oder fehldiagnostiziert vorliegt. Oft haben mir Klienten berichtet, dass eine Diagnose ihres seelischen Zustands überhaupt erst ein Leidensempfinden hervorgerufen oder es massiv verstärkt hat. Ich glaube, jeder menschliche Zustand hat seine Vorgeschichte und somit Begründung. Auch wenn er als leidvoll empfunden wird, hat es nicht in erster Linie damit zu tun, dass der Klient seelisch krank oder sonstwie „kaputt“ wäre. Ich halte diese Verurteilung für eher schädlich. Deshalb bevorzuge ich die Ausrichtung auf das aufzulösende Ungleichgewicht, wobei die Integrität meines Klienten zu jeder Zeit gewahrt bleibt. Anders formuliert: Meine Klienten sind während der Zeit meiner Begleitung gesund – und gleichzeitig in einem Zustand der Entwicklung.

Strategie vs. Intuition

Zur Arbeit einiger Psychologen gehört die Ausrichtung an einer Strategie oder einem benannten oder unbenannten Behandlungsziel. In meiner Arbeit ist das Ziel stets die persönliche Entwicklung des Klienten. Die Frage dazu lautet: Was ist jetzt gerade wichtig? Das kann dazu führen, dass ich zu Gunsten meines Klienten vom bisherigen Weg oder vom Plan abweiche, wenn der Moment es erfordert.

Kassenleistung vs. Investition in das eigene Sein

Meine Dienste werden von der Krankenkasse nicht übernommen. Auf den ersten Blick erscheint dies ausschließlich nachteilig. Ausgleichend wirkt, dass die bewusste und willentliche Investition in den eigenen Lebensweg zugleich auch als Akt der autonomen Befreiung verstanden werden kann, und von vielen meiner Klienten auch so verstanden wird.

Norm vs. vielfältige Lebendigkeit

Für viele Patienten erfüllt der Psychologe oder Psychotherapeut die Funktion, sie wieder in die „Norm“ zu bringen. Diese Norm ist ein oft willkürlich festgelegtes Verhalten innerhalb bestimmter Parameter, meist im gesellschaftlichen Konsens. Das muss nicht zwangsläufig weise oder wahrhaftig sein. In vielen Ländern der Erde gilt zum Beispiel noch heute Homosexualität als nicht normhaft. Homosexuelle werden verfolgt, getötet oder sollen – wie es manche Religionen praktizieren – „geheilt“ werden. Für viele Menschen ist die Illusion der Norm sehr wichtig für ein Gefühl der Sicherheit und ihre Selbstpositionierung. Verdeckt das Leben in der Norm jedoch das wahre Wesen zu sehr, kann es zum Kraftverlust und jedenfalls zu einem inneren Kampf kommen, der sich oft bis in die körperliche Ebene hinein auswirkt. Diese Kollision mit den Normen der Anderen führt viele meiner meiner Klienten zu mir. Die vollständige Ausrichtung an äußeren Normen empfinde ich als das Gegenteil von Entwicklung und Selbstwerdung. Was von Psychologen als „Anpassungsstörung“ diagnostiziert wird, ist oft der letzte Aufschrei des inneren Wesens, das nach Anerkennung und Erfüllung sucht. Erklärtes Ziel meiner Arbeit ist es, meinen Klienten zu einem individuellen und authentischen Selbstbild zu verhelfen, das in Einklang mit ihrer persönlichen Umwelt steht.

Weltlichkeit vs. Ganzheitlichkeit

Als ich vor vielen Jahren mit meiner Arbeit begonnen habe, war ihre Basis spirituell und esoterisch. Dies hatte damals für mich Wahrheit und Kraft. Als Ausbilder vermittle ich auch heute noch Inhalte auf einer spirituellen Basis, mystische Esoterik spielt keine Rolle mehr in meiner Tätigkeit. Mein Verständnis vom Kräftespiel zwischen Seele und Person, zwischen Wesen und Ich bleibt wichtigstes Werkzeug in meinem Tun. Dieser Ansatz mag alt sein, allerdings halte ich ihn für zeitlos aktuell und nutzbringend, so lange Menschen ihre Lebenswege ergründen und beschreiten möchten. Er ist unabhängig von therapeutischen Moden und Strömungen, denn er ist grundlegend dem Menschsein verpflichtet.

lange Wartezeiten vs. kurzfristige Unterstützung

Es liegt in der Arbeitsweise von Psychologen begründet, dass ihre Terminkalender mittelfristig stabil gefüllt sind. Raum für eine dringende Beratung oder Gespräche außerhalb der Beratungszeiten ist dadurch kaum gegeben. Meine vergleichsweise kurzen Sitzungsserien – die nicht im Voraus fest geplant werden – geben mir die Flexibilität, auch kurzfristig für meine Klienten da sein zu können.